konvertiten
Ich glaube, der Hausbewohner schräg über mir ist Buddhist geworden. Man hört tagtäglich Gebetsmühlengeklapper, vermischt mit Zimbel-Einlagen, diverse andere sphärische Klänge und eine Menge Ommmms. Sicherlich wird er mir bald mit heiter entrücktem Gesichtsausdruck und in ein oranges Bettlaken geschlungen im Treppenhaus begegnen.
Für ihn – der Weg zur Erleuchtung. Für mich – der Weg zur gestörten Nachtruhe. Buddhisten haben zwar keine festgelegten Gebetszeiten, es ist aber wohl üblich, vor dem Verlassen des Hauses zu meditieren (was obige Geräusche mit einbezieht), und da er die Bürozeiten eines Bäckers hat, läuft dies meinem Schlafrhythmus entgegen.
Vielleicht ist er ein weiteres Opfer der globalen Wirtschaftskrise. Vom Äußeren her wirkt er ja wie ein Heilpraktiker / Club DJ (wobei nicht sicher ist, welches als Nebenjob zählt, aber eine interessante Kombination, nicht?), dies könnte allerdings nur Tarnung sein, um nicht gleich als Day Trader oder Private-Equity-Gesellschafter erkannt zu werden. Vielleicht sind Zimbeln der einzige Weg, um mit den Anforderungen einer rund-um-die-Uhr-erreichbar-Gesellschaft fertig zu werden.
Das Leben der Anderen. Immer wieder spannend.
alpinweiss - 19. Mär, 10:51