Samstag, 28. Juli 2007

ist das ein medizinischer fachausdruck?

Beim Plaudern mit einem netten jungen Mann, der vielleicht oder vielleicht auch nicht Marcelo heißt (er hat ein wenig genuschelt, und ich hab’s grad auf den Ohren. Nachwehen des letzten Fluges, das geht einfach nicht weg.) auf Tanjas Abschiedsparty gestern Nacht, ließ er, der nette junge Mann, der vielleicht oder vielleicht auch nicht Marcelo heißt, so ganz nebenbei folgenden Satz in das Fondue des dahinplätschernden Gespräches fallen:

"Im August werde ich mit 25 Freunden einen Bus chartern und irgendwo an der Küste campen gehen. Vielleicht finden wir auch ein Haus, dass wir für wenig bis lau mieten können. Warum kommst Du nicht einfach mit?"

Campen. Irgendwo an der Küste. Mit einem Haufen Leute, die mir erstens vollkommen unbekannt sind und zweitens mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal dieselbe Sprache sprechen wie ich. Eingeladen von jemandem, der vielleicht oder vielleicht auch nicht Marcelo heißt.

Zu diesem blauäugigen, aus dem Nichts kommenden Vorschlag habe ich natürlich schneller ein beherztes "Ja klar" von mir gegeben als der Durchschnittsfinne "Blaubeerpfannkuchen" sagen kann.

Ich bin ja so aufgeregt!

Dienstag, 24. Juli 2007

im juli


Wir Kinder im Juli geboren
Lieben den Duft des weißen Jasmin,
Wir wandern an blühenden Gärten hin
Still und in schwere Träume verloren.

Unser Bruder ist der scharlachene Mohn,
Der brennt in flackernden roten Schauern
Im Ährenfeld und auf den heißen Mauern,
Dann treibt seine Blätter der Wind davon.

Wie eine Julinacht will unser Leben
Traumbeladen seinen Reigen vollenden,
Träumen und heißen Erntefesten ergeben,
Kränze von Ähren und roten Mohn in den Händen.

Hermann Hesse, 1904

Sonntag, 22. Juli 2007

sumpf


Eine korrekte Beschreibung meines Lebens. Eine Analogie, die auf den Punkt bringt, wie unglücklich ich mit mir bin. Ich bin unglücklich vor allem darüber, dass seit Mai der Zustand des Nichtmehraushaltens immer mal wieder kommt. Meistens ohne irgendeinen großartigen Anlass. Wenn ich denke, dass gerade alles gut läuft. Weil in meinem Leben gerade alles verhältnismäßig gut läuft, obwohl man so was ja nicht sagen soll, denn dann passiert bestimmt irgendwas Schreckliches.

Ich will raus aus diesem Sumpf und stecke doch viel tiefer drin als befürchtet. Ich muss mich lösen und kann es nicht. Ich bewege mich, kann mich aber nicht für eine Richtung entscheiden.
Was muss ich als Nächstes machen?
Ich darf mir bei der Arbeit nichts anmerken lassen. Ich darf mir aber sonst überall alles anmerken lassen. Ich muss meine Freunde aktivieren, wenn ich ihre Hilfe benötige. Allein ist nicht alles zu schaffen. Ich versuche, neue Freunde zu finden, denn einige musste ich zurücklassen.

Das Wort bereuen wird ab sofort aus meinem Wortschatz gestrichen: bereuen
An diesem Wochenende mache ich weiter mit der Vereinfachung meines Lebens und dem Entsorgen aller Überflüssigkeiten meiner Wohnung. Befreie mich damit von Ballast und Zivilisationsmüll. Im Keller steht schon alles bereit für den Sperrmüll morgen. Hilfe bekomme ich von Leuten, von denen ich es nicht erwartet hätte.
Was ich heute bereits erreicht habe: Eat, Pray, Love zum wiederholten Male durchgelesen, ein Buch, dass mir immer wieder neue Hoffnung gibt. Schöner kann es nicht gesagt werden: Alles wird gut. Eine Yogastunde für innere Ruhe und Gelassenheit.
Neue Jeans gekauft, ich habe in den letzten Monaten eine Hosengröße verloren. Dafür schlafe ich schlecht und immer schlechter, aber wie schon der große Dichter und Denker Poul Poulsen Nolsøe sagte: das Leben ist kein Ponyhof.

Donnerstag, 19. Juli 2007

pareidolie

Von Zeit zu Zeit überfällt mich eine unerklärliche Angst vor Geistererscheinungen, die mir jeden Schlaf raubt. Ich komm mir dabei dann ziemlich absurd vor: Geister haben doch noch nicht mal Muskeln!

Donnerstag, 12. Juli 2007

besondere gelegenheiten

Mein Freund öffnete eine Schublade der Kommode seiner Frau und holte daraus ein kleines Paket hervor, das in cremefarbenes Papier mit bekanntem Aufdruck eingewickelt war. "Hier drin ist feine Wäsche." Er betrachtete die Seide und die Spitze, strich mit den Fingerspitzen die Fältchen glatt. "Dies habe ich ihr vor acht oder neun Jahren in New York gekauft, aber sie hat es nie getragen. Sie wollte es aufbewahren, für eine besondere Gelegenheit. Nun ja, ich glaube jetzt ist der Moment gekommen." Er ging zum Bett und legte das Päckchen zu den anderen Sachen, die der Bestatter mitnehmen würde. Seine Frau war überraschend gestorben, bei einem dieser so leicht zu verhindern gewesenden Haushaltsunfälle. Er drehte sich zu mir um und sagte: "Hebe niemals etwas für einen besonderen Anlass auf. Jeder Tag, den du erlebst, ist besonders."

Ich denke oft an seine Worte, sie haben in meinem Leben einiges verändert. Heute lese ich viel mehr als früher und putze weniger. Ich setze mich in den Park und genieße den Blick in die Natur, ohne mich allzu sehr an den freilaufenden Hunden und den Chipstüten neben den Abfalleimern zu stören. Ich verbringe mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden und arbeite weniger. Ich habe begriffen, dass das Leben aus einer Sammlung an Erfahrungen besteht, die man zu schätzen wissen sollte. Außerdem schone ich nichts. Ich nehme die guten Kristallgläser jeden Tag, und ziehe meine neuen Ausgehschuhe zum Einkaufen im Supermarkt an, wenn mir danach ist. Ich hebe mein bestes Parfum nicht mehr für Festtage auf, sondern trage es, wenn ich Lust habe. Wörter wie "irgendwann" und "eines Tages" verschwinden aus meinem Vokabular. Wann immer es sich lohnt, will ich, was mir in den Sinn kommt, gleich sehen, hören und machen.
Ich weiß nicht, was die Frau meines Freundes getan hätte, hätte sie gewusst, dass sie morgen nicht mehr da ist (ein Morgen, das vielen von uns viel zu sehr egal ist). Ich denke, sie hätte ihre Familie und enge Freunde angerufen. Vielleicht hätte sie sich bei alten Freunden für einen Streit entschuldigt, der lange her war. Und den Leuten, die sie immer nur sehr schwer ertragen hat, weil es so unangenehme Zeitgenossen sind, genau dies ins Gesicht gesagt. Ich stelle mir gern vor, dass sie chinesisch essen gegangen wäre (zu ihrem Lieblingschinesen, wo alle Gäste an einer langen Tafel sitzen).
Es sind die ganz kleinen, immer vorgehabten, aber nie getanen Dinge, die mich ärgern würden, wenn ich wüsste, dass meine Stunden gezählt sind. Ich wäre traurig, gute Freunde nicht mehr getroffen zu haben, mit denen ich schon so lange Kontakt aufnehmen wollte (…irgendwann, eben). Traurig, dass ich die Briefe nicht mehr geschrieben habe, die ich schreiben wollte (…irgendwann, eben). Traurig, dass ich meinen Lieben nicht oft genug gesagt habe, dass sie meine Lieben sind. Inzwischen verschiebe ich nichts mehr, bewahre nichts für eine besondere Gelegenheit auf, was heute ein Lächeln in mein Leben bringen könnte. Ich sage mir, dass jeder Tag ein besonderer Tag ist.

Samstag, 07. Juli 2007

abendveranstaltung

Ausgezeichnetes Essen, ausgezeichneter Wein und feinsinnige Gespräche, die den Islamischen Fundamentalismus, die jüngsten Anschläge mit Selbstbaubomben und streikende Lokführer ebenso behandelten wie die Frage, ob Krokodile wirklich rot-grün blind sind. Und wie man dies wissenschaftlich belegen könne. Es erinnerte mich daran, wie das Leben früher zu sein pflegte, als zehn Leute für ein Abendessen zusammenzubringen noch nicht eine Terminabsprache zwei Monate im Voraus, drei Babysitter und ein Logistik-Komitee erforderte.

Montag, 25. Juni 2007

aus dem leben von

Es war einer dieser entscheidenden Momente, ein Schlüsselerlebnis, einer von jenen Momenten, in denen man sich zurücklehnt und sagt: Jawoll, das bin ich. Ich bin augenscheinlich eine Frau, die sich auf dem heimischen Sofa eigenhändig einen Bikiniwax verpasst, nur um nebenher ungestört die letzte Episode von Life on Mars schauen zu können.

Sonntag, 24. Juni 2007

das wochenende in bildern

Gefeiert wurde hier:

HeiligGeist04

Und hier:

rahmen-lounge2

Weil draußen:

IMG_2310

der norden

Die norddeutsche Tiefebene mag vielen auswärts lebenden Zeitgenossen flach und einförmig erscheinen, die in diesem Landstrich siedelnden Menschen wortkarg und verfressen. Doch der erste Eindruck täuscht gewaltig: Mitten in die Provinz schmiegt sich die schönste Stadt der Welt. Ihre Bewohner sind einerseits Bauern und Pendler, andererseits Graugänse und (kurz vor dem Aussterben) Husumer Protestschweine.

unterwegs

21.08.-21.08.09 - Köln 04.09.-08.09.09 - Berlin

neulich

lots of work to register...
lots of work to register but i did it ;) Can you contact...
desiree - vosgesparis - 25. Nov, 16:48
prima...
dann bist du am letzten Augustwochenende ganz in meiner...
ladypixel - 20. Aug, 09:04
lebe wild und gefaehrlich
Und noch eine Sache, die in die Rubrik "wir überwinden...
alpinweiss - 19. Aug, 15:33
phasenweise
Daß in meinem Leben gerade ein neuer Abschnitt begonnen...
alpinweiss - 19. Aug, 15:17
liebe.drama.wahnsinn.
Ein Fest war das gestern, ein Fest! © Bongarts/Getty...
alpinweiss - 18. Aug, 14:01
Im materiellen Sinne...
Im materiellen Sinne hat es sich schon gelohnt, es...
alpinweiss - 14. Aug, 10:01
die spinnen, die chinesen
Tätowierte Fische werden zum Verkaufsschlager in China Wie...
alpinweiss - 14. Aug, 09:48
von 1 hatte ich ja schon...
von 1 hatte ich ja schon gehört, aber 2... hoppla!...
ladypixel - 13. Aug, 09:35

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