manchmal, aber nur manchmal
Manchmal, da reicht schon ein Lied. Dein Lieblingslied. Oder eines, das du schon lange nicht mehr gehört hast. Ein zu langer Blick von dem Mann ohne Haare, in den du schon lange heimlich ein bisschen verliebt bist. Eine große Packung von deinem Lieblingseis (half baked), während du am Samstagnachmittag im Bett herumlümmelst und die komplette vierte Staffel Buffy schaust, auch wenn draußen die Sonne scheint.
Der kühle Wind, der durch dein Haar weht, nach einem heißen Sommertag, wenn du mit dem Fahrrad von der Arbeit endlich nach Hause fährst. Ein Schokoriegel als Geburtstagsgeschenk von dem netten Kioskbesitzer, der dir kurz vor zwölf noch den Prosecco verkauft hat. Das Plakat, auf dem steht, dass eine deiner liebsten Bands endlich in die Stadt kommt. Und die Feststellung, dass du an diesem Abend auch Zeit haben wirst.
Die nassen Grashalme an deinen Füßen, wenn du am See zum ersten Mal im Jahr ohne Schuhe läufst. Das stundenlange Telefonat mit der Freundin aus Heidelberg mit den besten psychologischen Einsichten. Und die Tatsache, dass es ihr dort gut geht. Diese kurzen Momente reichen schon. Um ein wunderschönes Gefühl auszulösen.
Es nennt sich Glücksgefühl. Und es fühlt sich an, als ob auf einmal einfach Glück durch deinen Körper fließt. Es ist natürlich Blödsinn. Denn Glück fließt nicht einfach irgendwo rum. Aber es fühlt sich so an. Im Bauch wird alles ganz plötzlich leicht. So, wie wenn man auf einer Schaukel sitzt und ganz hoch schaukelt. So fühlt sich das im Bauch an.
Und dann. Dann gibt es auch noch das Gegenteil. Da reicht schon ein Wort, ein Name, um ein widerliches Gefühl auszulösen. Es heißt dann nicht Unglücksgefühl. Da wird dann genauer unterschieden. Bist du traurig, wenn du dieses Wort hörst, diesen Namen, der nicht deiner ist? Oder wirst du wütend? Fühlst du dich eher hilflos oder eher einfach verletzt? Eigentlich ist das aber egal.
Fakt ist, dass jedes Glücksgefühl vom Unglücksgefühl vertrieben werden kann. Schnell, ganz schnell bist du wieder unglücklich. Umgekehrt geht das leider nicht so schnell.
alpinweiss - 2. Sep, 17:30
caliente_in_berlin - 3. Sep, 10:25
Dieser Text geht mir unter die Haut.
yonosequepasara - 4. Sep, 09:27
Wir haben verlernt, das Glücklichsein vorbehaltslos zu genießen. Wenn es uns dann wieder nicht so gut geht, sehen wir das als Bestätigung: Das musste ja so kommen...
Was wäre, wenn wir mit der gleichen Selbstverständlichkeit das Glück erwarten würden?
Was wäre, wenn wir mit der gleichen Selbstverständlichkeit das Glück erwarten würden?
tobiaskassuehlke - 5. Sep, 10:35