Dienstag, 30. September 2008

home is nun mal where the heart is


Man könnte meinen, niemand lebt hier, wenn man nach über 20 Stunden Fliegerei im Taxi nach Hause sitzt, ein paar Lichter im Dunkeln an einem vorbeifliegen und man trotzdem das Gefühl hat, eigentlich bewegt sich nichts. Von oben sah die Stadt nicht klein, aber flächig mäandernd aus, man verändert ja doch seine Sehgewohnheiten und Relationen, wenn man mal woanders war. Und ich habe vor dem noch größten, begehbaren Gebäude der Welt gestanden und hoch geschaut und mein Blick ist an den kleinen Stufen abgeprallt, die sie dem Taipeh 101 ins Skelett gebaut haben und die mich an meine Bauklötze aus der Kindheit erinnern. Hannover ist so klein.

Hannover ist wie eine riesige Kulisse, wenn man aussteigt und vor der Haustür steht und sich nichts bewegt außer dem Wind in den frühherbstlichen Ästen der Bäume an der Grünfläche schräg über die Straße, wo nie jemand den Rasen betritt, nicht weil es verboten ist, sondern weil der Rasen als Hundeklo des Viertels gebraucht wird. Noch vor kurzem klingelte der Müllwagen so laut und die Musik hat einen bis auf den Hotelflur verfolgt. Alles hat mit einem gesprochen, von der Rolltreppe hin zum Fahrkartenautomaten - tu dies nicht, lass das - jaja. Hannover ist so leise.

Man ist auch ein bisschen im Urlaub, wenn man zurück nach Hause kommt und nachts auf dem Balkon steht, von dem aus man selbst im ersten Stock schon ein bisschen über die Stadt und wenn nicht wirklich über die Stadt, dann doch zumindest bis hinüber zum Bahnhof und auf ein paar Dächer sehen kann, jedes Dach hat nur zwei, drei Antennen. Die meisten haben Schrägen, Dachfenster und Ziegel. Das ist der Unterschied. Sowieso fehlen an den Fassaden die Kästen der Klimaanlagen. Und die Leuchtreklame, Hannover ist so sparsam.

An jeder Ecke scheint es plötzlich wieder einen Abfalleimer zu geben, die müllgetrennten Tonnen im Hof warten auf die Abholung alle drei Tage, die paar Fetzen altes Plakat neben der Straßenbahnhaltestelle sehe ich kaum. Und es ist nur der Nachtdunst, den man riechen kann, ein bisschen Kühle aus Lücken zwischen den Häusern, kein Heizungsgeruch, es tropft nicht von jeder Regenrinne, meine Nase ist fast ein bisschen gelangweilt. Hannover ist so sauber.

Und das leise Klackern der Absätze einer Frau auf den Gehwegplatten und später auf den Pflastersteinen der Toreinfahrt wirkt fast gespenstisch, wenn man zehn Tage lang von einem Gewusel ins nächste geschoben wurde. Wenn man dort war, wo sogar in der U-Bahn Atemmasken getragen werden, um niemanden mit einem Schnupfen anzustecken, wo man sich die Richtung nicht aussuchen kann, in die man getrieben wird. Hannover ist so leer.

Ich kann hier wieder die Namen der Straßen im Schlaf, ich weiß, was es ist, wenn ein Geräusch zu mir ins Zimmer fliegt. Ich muss nicht die Stirn in Falten legen und nicht nach dem Preis fragen und wenn ich gut bin, kann ich sogar in der Bahn einsteigen und bei der richtigen Station aufwachen. Ich weiß, wo die Oasen sind und wo die Müllhalden. Ich weiß, dass ich den Glanz morgen schon wieder vergessen haben und verschluckt sein werde von allem und den Tagen. Hannover, mein Zuhause.
yonosequepasara - 30. Sep, 12:53

Wie lange habe ich mich gewehrt einzugestehen, so etwas wie Heimatgefühle zu haben. Das ist doch so spießig.
Aber es ist eines von den erhebenden Gefühlen, zu wissen wo man "daheim" ist - ich habe schon mal bei "An der schönen blauen Donau" weinen müssen...
;-)

der norden

Die norddeutsche Tiefebene mag vielen auswärts lebenden Zeitgenossen flach und einförmig erscheinen, die in diesem Landstrich siedelnden Menschen wortkarg und verfressen. Doch der erste Eindruck täuscht gewaltig: Mitten in die Provinz schmiegt sich die schönste Stadt der Welt. Ihre Bewohner sind einerseits Bauern und Pendler, andererseits Graugänse und (kurz vor dem Aussterben) Husumer Protestschweine.

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